In Duisburg befindet sich derzeit der 2. Bauabschnitt des Brückenzugs Oberbürgermeister Karl Lehr im Bau. Die wichtige innerstädtische Nord-Süd-Verbindung im Hafenbereich überführt die Ruhrorter Straße über die Ruhr und den Hafenkanal. Neben zwei Fahrspuren für den Individualverkehr sowie beidseitigen Fuß- und Radwegen werden auch zwei Straßenbahngleise mit eigenem Gleisbereich auf einer Gesamtbreite von ca. 34 m überführt. Die Hauptkonstruktionen bestehen aus stählernen Netzwerkbogenbrücken mit einem Bogenstich von ca. 23 m (Systemmaß) und gekreuzten Hängern, die als vollverschlossene Seile (d = 70 mm) ausgebildet werden. Die Stützweiten betragen 125 m (Hafenkanal) bzw. 140 m (Ruhr), wobei die Gesamtlänge der Ruhrbrücke aufgrund zweier unterschiedlich langer Vorlandfelder ca. 182 m beträgt. Die relativ kurzen Endfelder bedingen besondere Maßnahmen zur Vermeidung abhebender Lagerkräfte, was durch einzuprägende Deformationen gewährleistet wird. Dies erfordert ein spezielles Einlagerungskonzept zur Einstellung der jeweils vier Lagerkräfte je Gründungsachse. Eine weitere Besonderheit stellt das für beide Bauwerke zur Ausführung kommende Steuerstabsystem Meyer/Wunstorf dar, welches die gleichmäßige Abtragung der Längskräfte auf beide Widerlager (Hafenkanal) bzw. Pfeiler (Ruhr) gewährleistet und die Ausführung des Gleisoberbaus in bewährter Art und Weise ermöglicht. Für das bislang nur im Eisenbahnbrückenbau angewandte und in Ril 804 bzw. DBS 918 464 geregelte Steuerstabsystem war eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE) - sowie aufgrund der speziellen Anforderungen - eine besonders robuste Ausführung erforderlich.
Das Foto zeigt die Montage des Brückendecks der Hafenkanalbrücke in den letzten Monaten; derzeit werden die Bögen montiert. Der komplexe Einschub beider Überbauten mittels Pontons ist im Sommer nächsten Jahres geplant.